Stellen Sie sich mal vor, Sie seien um die zwanzig, lebten in der deutschen Provinz, es sei Weihnachten und Sie warteten auf die Bescherung. Stellen Sie sich vor, das Telefon würde klingeln und ein fremder Mann würde zu Ihnen sagen: „Schöne Grüße von deinem Vater aus Iran!“ Mathias Kopetzki erlebte diese Szene – und sie war der Anfang einer unglaublichen Lebensgeschichte.
Kopetzki schrieb ein Buch darüber, es heißt „Teheran im Bauch“ und ich las es letztes Jahr. Meine Meinung zu dem Buch können Sie hier lesen: Klick zu Amazon
Mathias wurde letztes Jahr über meine Aktivitäten bei Facebook auf mein Buch „Vom Kämpfen und vom Schreiben“ aufmerksam – und las es. Danach schrieb er mir eine begeisterte Mail über Facebook und es entwickelte sich eine sehr nette, kollegiale Korrespondenz. Natürlich las ich sein Buch auch, nicht aus Höflichkeit, sondern weil ich die Geschichte total schräg finde.
Und weil wir jeder des anderen Bücher empfehlen, posierten wir für das Foto oben.
Ich mag Facebook und all seine Möglichkeiten, besonders, wenn virtuelle Kontakte dann real werden. Diwan Köln, ein Verein für Deutsch-Iranische Begegnungen, hatte Mathias Kopetzki zu einer Lesung nach Köln eingeladen. Und dort trafen wir uns gestern.
Die Geschichte kannte ich ja schon – aber die Art, wie sie vom Autor vorgetragen wurde, verlieh ihr noch mal eine ganz andere Qualität. Weil Mathias einer ist, der das richtig gut kann – seine Schauspiel-Ausbildung am Salzburger Mozarteum kommt ihm da wirklich zugute. Charmant, pointiert und temperamentvoll unterhielt er die zahlreichen Zuschauer im ausverkauften Saal.
Das war aber nicht alles.
Bisher kannte ich niemanden aus dem Iran. Meine Bilder über Menschen, Land, Regime und Religion waren nur von den Schilderungen aus Kopetzkis Buch ein bisschen positiver.
Ich wusste nicht, dass in und um Köln fast 20.000 Menschen mit iranischen Wurzeln leben. Ich wusste auch nicht, dass „DIWAN“ ein Verein ist, der Menschen iranischer Herkunft aus allen Generationen zusammenzubringen mit Deutschen zusammenführen will. Ich hatte keine Ahnung, welchen Humor Iraner haben können – ich habs geahnt, als ich hörte, an welchen Stellen sie gestern lachten.
Die Menschen, die ich gestern dort traf, waren so freundlich, herzlich und humorvoll, dass ich sehr neugierig geworden bin. Und beim nächsten Begegnungsstammtisch versuche ich dabei zu sein.
Ich danke allen Beteiligten für einen wunderbaren Abend.